Schwänehygiene
23/09/2012
Wie wohl jeder zugeben muss, sind Schwäne ausgesprochen schöne und elegante Tiere. Nicht umsonst haben sie Eingang in viele Märchen und Sprichwörter gefunden, sind fester Bestandteil von Mythologien und werden bis heute in manchem Wappen geführt.
Was jedoch die wenigsten Wissen ist, welch enormer Pflegeaufwand hinter dieser Schönheit, beziehungsweise zumindest hinter dem tadellosen weißen Gefieder steckt. Ausgewachsene Schwäne bringen beinahe 4 Stunden täglich alleine mit der Federpflege zu.
Dabei wird wirklich jeder erreichbare Quadratzentimeter der Körperoberfläche mit dem Schnabel durchkämmt, von Parasiten befreit, mithilfe des in der sogenannten „Friseurdrüse“ ge-speicherten Wassers geglättet und in Form gebracht. Ausgespart bleibt dabei vorerst nur der Kopf-Halsbereich, den die Tiere selbst nicht erreichen können. Hier übernimmt dann der oder die Partnerin das bürsten und stylen. Man nimmt an das dies einer der Gründe ist warum Schwäne lebenslange Partnerschaften eingehen, auch weil die gegenseitige Gefiederpflege ein fester Bestandteil des Balzrituals ist. So kann man übrigens an der Ordentlichkeit des Kopfgefieders zumeist auch erkennen, ob ein Schwan Single ist oder nicht.
Neben der Friseurdrüse, dem Haarloch und dem Kamm, dient dem gepflegten Schwan die Beschaffenheit der Ober-und Unterseite seines Schnabels. Diese gleicht in etwa der Beschaffenheit von sehr, sehr feinem Schmirgelpapier, so das auch allerfeinste lose Haare daran hängen bleiben können. Wenngleich es keine eindeutigen Belege dafür gibt, lassen steinzeitliche Felszeichnungen darauf schließen, dass Schwäneschnäbel schon früh zum feinschleifen von hölzernen Speerspitzen und ähnlichen verwendet wurden. Interessant ist auch, das Felszeichnungen Schwäne zumeist bei der Körperpflege zeigen. Es liegt also nahe, das auch unsere Vorfahren vom beinahe schon als manisch zu bezeichnenden Schönheitswahn der Schwäne beeindruckt waren. Und damit vor dem selben Rätsel standen wie die Wissenschaftler heutzutage, nämlich der Frage: „Wofür der Aufwand?“.
Die Antwort darauf weis niemand so recht, zumal neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass auch ein halbe Stunde Federpflege täglich durchaus ausreichend wäre um die Funktionsfähigkeit des Federkleides aufrecht zu erhalten. Fest steht dabei auch, dass dieser Schönheitswahn nicht angeboren ist, sondern erlernt wird. Junge Schwäne kommen entsprechend zerrupft daher und es zeigt sich, dass Schwäne die von Menschen großgezogen werden, es in ihrem weiteren Leben bei etwa einer Stunde Körperpflege belassen solange sie Single sind. Gehen sie dann jedoch eine Partnerschaft mit einem wild aufgewachsenen Vogel ein, „lernen“ sie von diesem und weiten ihre Haarpflege auf den üblichen Zeitrahmen von etwa 4 Stunden täglich aus.
So, ich hoffe euch hiermit mal wieder was neues aus der Tierwelt berichtet zu haben. Ich freue mich über Kommentare mit weiteren Anmerkungen zu dem Thema :-), Manfred Herrmann