Es gibt in der Fotografie verschiedene Gestaltungsregeln, wobei jedes Sujet auch seine ganz eigenen Regeln kennt. Zum Teil sind diese Regeln auch zeitlicher Veränderung unterworfen. Heute ist der Trend wie man etwas fotografiert eben so, morgen anders. Es gibt aber auch einige beständige, allgemeine Gestaltungsregeln. Und zuletzt gibt es Bilder, die sämtliche Regeln und Trends unberücksichtigt lassen und trotzdem als hervorragende Bilder anzusehen sind.
Im folgenden kannst du dich hier über die beständigeren Regeln schlau machen. Ob und wie du sie nutzt, wie und wann du sie brichst, bleibt dann dir überlassen.

Wohin mit dem Hauptmotiv?

Überallhin, nur nicht in die Mitte. Naja, zumindest meistens. Ein mittig platziertes Motiv führt oft zu eher spannungslosen Bildern. Natürlich gibt es auch Motive, die geradezu nach einem zentrierten Bildaufbau schreien, aber in den meisten Fällen gewinnt das Bild, wenn das Motiv, egal ob es sich dabei um eine Person, ein Haus, einen Baum oder einfach nur den Horizont handelt, außerhalb der Bildmitte platziert wird. Die Frage ist natürlich „Wohin genau?“ Tja, Pauschalantwort gibt es wie so oft auch hier keine. Als Orientierungshilfe können Maßverhältnisse wie der goldene Schnitt oder die Drittelteilung dienlich sein.
Am besten ist es aber, sich einfach zu überlegen wie ein Bild wirkt wenn das Motiv da oder dort platziert ist. Sehen wir uns mal ein paar Beispiele an:

Der Horizont:

Es macht einen Unterschied, ob wir Landschaftsbilder mit einer Horizontlinie im unteren Bildbereich und damit viel Himmel haben, oder umgekehrt. Ein Bild mit viel Himmel wirkt auf uns meist eher haltlos, ein wenig beunruhigend, aufwühlend:

Ein Bild mit viel Erde und wenig Himmel ist das Gegenteil davon. Es wirkt beim Betrachter entsprechend erdend, stabil, beruhigend, Halt gebend:

Ein Bild mit dem Horizont in der Mitte wirkt meist weder so noch so. Wo du den Horizont nun platzierst wird zum einen also davon abhängen, welchen Eindruck du beim Betrachter hervorrufen möchtest. Zum anderen wird es für deine Entscheidung aber auch eine Rolle spielen, wie Himmel und Erde beschaffen sind, ob diese Beschaffenheit den Eindruck den du erzeugen willst unterstützt oder nicht.

Menschen und andere Tiere:

Menschen betrachten eine Bild so ähnlich wie sie einen Text lesen. Von links nach rechts und von oben nach unten, allerdings im Bruchteil einer Sekunde. Daraus ergeben sich einige interessante Eindrücke. Ein Bild mit einer Person am linken Bildrand mit Blick oder Bewegung nach rechts, wirkt anders, als wenn die Person am rechten Rand steht und nach links sieht:

(Model: Linda Pruckner, Maske von Barbara Hübner)Was die Blickrichtung betrifft, lautet die Faustregel, Raum in Richtung des Blickes zu lassen. Daraus ergibt sich dann auch, dass die Person oder das Tier außerhalb der Mitte platziert wird.
Wenn die Person nicht als Ganzes auf dem Bild ist, soll darauf geachtet werden, den Schnitt nicht durch Gelenke laufen zu lassen. Ausnahmen bestätigen auch hier wieder die Regel, und generell ist Personenfotografie natürlich wieder eine Wissenschaft und Kunst für sich.

Andere Motive:

Was für den Horizont, Menschen und Tiere gilt, gilt auch für alles andere. Meist ist eine außermittige Platzierung spannender als eine mittige. Wie genau hängt immer von Motiv ab. Versuche einfach mal verschiedene Bildaufbauten und wenn du deine oder andere Bilder ansiehst, dann achte darauf, wie sie denn aufgebaut sind und welche Wirkung sie haben.

Tiefe erzeugen!

Auch wenn die 3-D Technologie immer stärker Einzug hält- Fotografiert wird einstweilen meist noch in 2D. Um die daraus resultierende, fehlende räumliche Tiefe zu kompensieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der Klassiker in der Landschaftsfotografie ist ein ins Bild hineinführender Weg. Anstatt des Weges kann es auch ein Fluss, ein Zaun, Ackerfurchen, Stromleitungen etc. sein. Das menschliche Auge orientiert sich beim betrachten eines Bildes sehr stark an klaren Linien. Solche Linien sind allerdings nicht immer verfügbar. In solch einem Fall kann es helfen, irgendwelche Gegenstände als natürlichen Rahmen mit im Bild zu lassen. Letzthin ist auch das Spiel mit Schärfe-Unschärfe eine Möglichkeit um Räumlichkeit zu suggerieren.

Bedenke aber auch, dass Räumlichkeit nicht immer ein „absolutes Muss“ ist. Manchmal reizt auch gerade der flache, grafische Eindruck, der sich durch entsprechendem Bildaufbau und Brennweitennutzung ergeben kann.

Farben beachten!

Verschiedene Farben ziehen in unterschiedlichem Maße die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich und werden unterschiedlich assoziiert. So wird beispielsweise die Rot von den meisten Menschen als impulsive, aktive Farbe empfunden und mit Leidenschaft, Liebe, Zorn etc… assoziiert. Grün wiederum, ist eine eher ruhige Farbe die mit Natur, Fruchtbarkeit, Frische assoziert wird. Hier findest du weitere interessante Infos zum Thema Farben: http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/heller.html
Beim Fotografieren achte darauf, welche Farben im Bild sind und wie sie zusammenpassen. Wenn du dir die Farben aussuchen kannst, wähle sie so, dass sie den von dir gewünschten Bildeindruck entsprechen.

Sieh dir mal dieses Bild hier an:

Wie lange hast du gebraucht um die rote Couch auf dem Bild zu entdecken? Eben. Obwohl das Möbelstück im Vergleich zum Rest des Bildes sehr klein ist, zieht es durch seine rote Farbe in der ansonsten grünen Umgebung sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Man kann also entsprechende Farbkombinationen dazu verwenden, um den Blick des Betrachters auf den gewünschten Bildbereich zu lenken. Andererseits kann ein andersfarbiger Gegenstand der unbeabsichtigt ins Bild gekommen ist, auch vom eigentlich Motiv ablenken.

So weit so gut. Dies war nur ein kurzer Ausflug in die große weite Welt der Bildgestaltung, aber es sollte genügen um dir eine gewisse Grundorientierung mit auf den Weg zu geben und dich zu einer bewussten Bildgestaltung anzuregen.
Weiter geht hier nun mit einem sehr wesentlichen Thema durch das man lernt besser zu fotografieren, nämlich der Bildkritik.