Wald stimmungsvoll fotografieren
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Viele Menschen gehen gerne im Wald spazieren und finden dort Ruhe und Erholung. Zuweilen machen sie dann auch Fotos um ihren facebook-Freunden zu zeigen wie schön es dort war. Auch Hobbyfotografen die gerne in der Natur sind, versuchen sich gerne am Thema Wald. Warum auch nicht? So schwer kann das ja nicht sein, oder? Schließlich läuft der Wald ja nicht weg und ist groß genug und einfach eindrucksvoll. Trotzdem sehen Waldfotos sehr oft dann so aus:
Kommt irgendwie nicht so richtig rüber, die Waldstimmung, oder?
Tatsächlich ist „Wald“ ein verhältnismäßig schwer zu fotografierendes Motiv. Aus rein visueller Sicht ist Wald nämlich nichts anderes, als unregelmäßige, braune und grüne Flecken (Erdboden) , unterbrochen von dickeren, meist vertikalen Linien (Baumstämmen) und dünneren, meist horizontalen Linien (Zweigen), die, je nach Jahreszeit, dann wieder in kleinere grüne Flecken (Blätter) münden. –
Würden wir Wald alleine mit den Augen wahrnehmen, würden wir ihn wohl nicht all zu attraktiv finden. Vielmehr sind es die Gerüche, Geräusche, das Gefühl des weichen Waldbodens unter unseren Füßen, der Geschmack der Waldluft in unseren Lungen, die den Wald für uns attraktiv und eindrucksvoll machen.
Und genau hier liegt das Problem. Unsere Kamera kann einzig und allein den visuellen Eindruck aufzeichnen und das ist nun einmal leider braun-grüner Matsch mit wirren, unregelmäßigen Strichen darin.
Im folgenden ein paar Tips, wie man Wald trotzdem halbwegs ansprechend fotografieren kann.
Die Fotos sind alle mit dem Tamron 28-75 entstanden – Eine Linse die meiner Meinung nach wesentlich besser ist als ihr Ruf und von mir gerne verwendet wird:
Fotografie ist immer vom Licht abhängig. Ganz besonders trifft das auf das Thema Wald zu. Da sich Wald nur mit großem Aufwand künstlich ausleuchten lässt, muss man sich auf die Sonne als Leuchtmittel verlassen und zur richtigen Zeit unterwegs sein. Die besten Chancen auf schönes Sonnenlicht und hübsche Beleuchtungseffekte, hat man bei tiefstehender Sonne, solange sie noch zwischen den Baumstämmen durchscheint. Dampfender Boden, oder, wie auf dem Bild oben, aufreißender Nebel, sorgen zusätzlich für Stimmung. Es empfiehlt sich also, öfter ein und denselben Wald zu verschiedenen Tageszeiten und bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen aufzusuchen und zu fotografieren. Neben dem Licht ist natürlich auch ein bewusster Bildaufbau notwendig.
Beim obigen Bild dient der „Lichttunnel“ als Leitlinie, die den Betrachter tiefer in das Bild hineinführt. Der leichte Nebel, in dem sich die Sonnenstrahlen aufgrund der mit F10 geschlossenen Blende strahlenförmig brechen, erzeugt eine mystische Stimmung. Die kühn geschwungenen Silhouetten der Bäume im Vordergrund fügen dem Bild eine märchenhafte Komponente hinzu. Der blaue Himmel rundet das Bild ab und verhindert, die Stimmung zu sehr ins düstere kippen zu lassen. Eigentlich wartet man nur noch darauf, dass jetzt noch eine Fantasygestalt in dem Lichttunnel auftaucht.
Einen anderen Bildaufbau habe ich bei dem folgenden Bild gewählt. Die Kamera ist leicht nach oben verschwenkt, was leicht stürzende Linien erzeugt, wodurch sich die Bäume ein wenig zur Bildmitte lehnen. Anstatt Unterholz habe ich große, starke Bäume ins Bild genommen. Den Baum genau in der Mitte des Strahlenkranzes habe ich bewusst in der Mitte platziert, weil der weiße Fleck dahinter ansonsten zu dominant gewesen wäre. Die Gestrüpp-Silhouetten und leicht angeleuchteten Blätter links, liefern einige kleine, zusätzliche Details und begrenzen den Lichttunnel.
Insgesamt wirkt der Wald auf diesem Bild majestätischer, erhabener. Wie wenn er eine Krone tragen würde… 😉
Jetzt mal zwischendurch ein paar Worte zu Ausrüstung und Kameraeinstellungen. Da brauchst du nämlich gar nicht mal so viel. Wie du an den Werten unter den Bildern sehen kannst, bewegen sich die ISO-Werte meist im moderaten Bereich und die Blenden sind meist weiter geschlossen. Der Brennweitenbereich liegt zwischen 28-70 mm, bezogen auf Kleinbildformat. Du benötigst also weder eine Kamera mit besonders hohen ISO-Fähigkeiten noch besonders lichtstarke Objektive.
Der Brennweitenbereich ist ebenfalls der von Standard-Zoomobjektiven. An der Ausrüstung sollte es also nicht scheitern.
Zusätzlich ein Stativ kann nicht schaden, insbesondere dann, wenn du die ISO wirklich unten halten willst oder musst, aber natürlich auch, wenn du dir mit der Bildkomposition vom Stativ aus leichter tust.
Als Aufnahmemodus empfehle ich A – Blendenvorwahl, oder natürlich auch den manuellen Modus. Die Belichtungszeiten müssen kurz genug sein um beim fotografieren aus der Hand verwackeln zu vermeiden, bzw. um Bewegungsunschärfen vom Wind bewegter Blätter und Zweige zu kompensieren.
Von der Belichtungsmessung her verwende ich selber die Matrix-Messung und belichte über die Korrektur je nach Situation bis zu -1 LW, selten auch mehr, unter, um Zeichnung in den Lichtern zu erhalten.
Als Aufnahmeformat empfehle ich RAW, gerade auch weil bei Waldfotos der Weißabgleich oft nicht so funktioniert wie man das gerne hätte und das Rohdatenformat da einfach mehr Spielraum in der Nachbearbeitung lässt.
Vom Fokus-Modus her kann häufig der manuelle Fokus die beste Wahl sein. Der Autofokus weiß vor lauter Zweigen oft nicht, worauf er jetzt scharf stellen soll.
Jetzt aber weiter mit der Bildgestaltung
Hier hab ich ein Spinnennetz als Blickfang in den Vordergrund genommen und darauf scharf gestellt, wodurch der Hintergrund trotz Blende 10 schon etwas unscharf wird. Die Helligkeit nimmt von links oben nach rechts unten ab und das Netz wirkt dadurch ein wenig wie von einem Scheinwerfer angestrahlt. Ich bin mir nicht sicher, ob der ausgebrannte Bereich links oben schon zu dominant ist.
Der Pfad hinter dem Netz sorg für ein wenig Tiefenwirkung.
Ein Spinnennetz ist natürlich interessanter, aber um mit Schärfe-Unschärfe zu spielen, reichen auch ein paar belanglose Zweige im Vordergrund. Das Bild ist so gestaltet, das die Bäume dahinter (scheinbar) einen Tunnel bilden, wodurch Tiefenwirkung entsteht. Die Sonnenstrahlen/Reflexionen suggerieren sonnendurchfluteten Wald.
Neben Spinnennetzen und Zweigen kann es ruhig auch mal etwas massiveres sein, wie zum Beispiel der geometrisch vor sich hin modernde, saftig grüne Baum auf dem folgenden Bild. Um die ausgebrannten Bereiche nicht zu groß werden zu lassen, habe ich die Sonne wieder hinter dem Baumstamm verschwinden lassen. Die Räumlichkeit entsteht hier durch den Schärfeverlauf in Kombination mit der Platzierung des Baumstammes im Bild.
Wenn du jetzt aufgepasst hast wird dir aufgefallen sein, dass bisher alle Fotos außer das erste, Gegenlichtaufnahmen sind. Das heißt aber nicht, das es immer Gegenlicht sein muss, wenngleich es sich für das Thema Wald meiner Meinung nach sehr gut eignet.
Das letzte Bild nun, zeigt quasi das Ende des Waldes und ist mit dem Licht fotografiert. Äcker-Berge-Himmel liefern einen hübschen Farbverlauf als Hintergrund, vor dem sich die Silhouetten der Bäume abheben. Um ein wenig Räumlichkeit zu erzeugen, habe ich darauf geachtet, die dickeren Stämme mehr am Bildrand zu haben.
Als letzter, aber nicht unwichtigster Punkt, bleibt nun nur noch dein Verhalten im Wald. Es sollte ohnehin selbstverständlich sein, dass du dort keinen Lärm machst, keine Feuer anzündest, deinen Müll wieder mit nach Hause nimmst und keine Pflanzen beschädigst. Zu letzterem gehört auch das Abreißen von beim Fotografieren störenden Ästen. Das ist nicht notwendig.
Generell wirst du mit Respekt vor der Natur immer die besseren Naturfotos machen als wie ohne. Einfach weil deine Wahrnehmung dadurch eine andere wird und du potentielle Motiv- und Lichtsituationen besser erkennen wirst.
Jetzt aber viel Spaß beim Wald knipsen. Fragen und Anregungen gerne über die Kommentare unten.
Mit waldkauzigen Grüßen, Manfred Herrmann 🙂
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