Als ich vor gut zehn Jahren ernsthaft mit dem Fotografieren begonnen habe, wollte ich kurz darauf auch ein wenig in den Makro-Bereich schnuppern. Allerdings hatte ich gerade eine Menge Geld für meine erste Spiegelreflex+Objektive ausgegeben und schreckte davor zurück, schon wieder ein paar hundert Euro für ein Makroobjektiv auszugeben.
Als Kompromiss kaufte ich mir zwei preisgünstige, einfache Nahlinsen für meinen beiden vorhandenen  Objektive (das 18-200 Nikkor-„Suppenzoom“  und das 50mm 1,8-D Nikkor) um mal zu schauen, ob die Makrofotografie überhaupt etwas ist, was mich begeistert.
Lange Rede kurzer Sinn – Die technische Bildqualität mit diesem Equipment war eher mau, aber Nahaufnahmen an sich machten mir Spaß, weshalb ich dann kurze Zeit später doch in das 105mm 2,8 Sigma-Makroobjektiv investierte. (Die alte Version mit Stangen AF, – Die neue kam es erst später auf den Markt)
Seitdem lagen die Nahlinsen unbenutzt herum. Letztens fielen sie mir wieder in die Hände und da ich gerade Adapterringe für meinen Graufilter gekauft hatte, wurde ich neugierig und adaptierte eine Nahlinse an das Makroobjektiv.

Nahlinsen sind so etwas wie eine „Brille für das Objektiv“. Sie ermöglichen eine kürzere Naheinstellgrenze, also näher ans Motiv zu gehen, und damit größere Abbildungsmaßstäbe.
Das Sigma schafft als größten Abbildungsmaßstab 1:1 (Das Motiv und seine Abbildung auf dem Sensor sind gleich groß). Mit einer Nahlinse drauf, wird der Maßstab natürlich noch größer. In diesem Fall, ganz grob über den Daumen gepeilt, so ungefähr 1,3:1 (Das Motiv wird um das 1,3 fache größer auf dem Sensor abgebildet, als es in Wirklichkeit ist.)
Hier mal zwei Beispielbilder. Das erste ist ohne Nahlinse, im Abbildungsmaßstab von 1:1, das zweite mit Nahlinse:

Jeder der schon mal in der Nähe von 1:1 fotografiert hat, weiß wie dünn die die Schärfeebene hier wird. Auch mit kräftigem Abblenden ist man hier nur mehr im Millimeterbereich:

105mm, F13, 1/125s

Ein großes Problem bei der Verwendung von einfachen Nahlinsen sind die sogenannten „chromatischen Abberationen“. Hierbei handelt es sich um Abbildungsfehler, die sich als Farbsäume entlang von hell-dunkel Übergängen sowie als Farbfehler vor und hinter der Schärfeebene äußern.

Solche Farbfehler lassen sich vermeiden, indem man statt einfachen Nahlinsen sogenannte „Achromaten“ verwendet. Diese bestehen aus zwei miteinander verkitteten Linsen. Mit hochwertigen Achromaten erreicht man sehr gute Ergebnisse, die in Kombination mit guten Objektiven durchaus mit der Qualität von Markoobjektiven vergleichbar sind. Sie kosten dafür aber auch wesentlich mehr.

Achromaten würden hier eine bessere Abbildungsleistung bringen.

Fazit- Einfache Nahlinsen sind praktisch, um mal in die Makrofotografie reinzuschnuppern. Will man mehr in diesem Bereich machen, ist aber ein echtes Makroobjektiv die bessere Wahl.
Und will man wirklich in die Bereiche über 1:1 eintauchen, ist man schnell in der Welt der Zwischenringe, Retro-Adapter oder überhaupt gleich bei Lupenobjektiven…. Aber das ist eine andere Geschichte 😉