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Allerheiligen

Jedes Jahr begehen wir Allerheiligen als Fest für die Toten. Es ist, aus christlicher Sicht, ein Gedenktag an alle Heiligen, aber auch an alle andere verstorbenen Gläubigen. Ein weit verbreiteter Brauch ist nach wie vor das verschenken von Allerheiligenstriezel an die Patenkinder. Dieser Striezel hat seine Wurzeln in antiken Trauerkulturen, wo man sich zum Ausdruck seines Schmerzes die zu einem Zopf geflochtenen Haare abschnitt. Ein weiterer und wohl der bekannteste Brauch, ist das schmücken der Gräber mit Lichtern. Dieser Brauch bezieht sich eigentlich auf Allerseelen, also den Tag nach Allerheiligen, wo den Armen Seelen im Fegefeuer gedacht und für ihre Erlösung gebetet wird.

In Verbindung mit Allerheiligen steht auch das Halloween- Fest, bei dem es sich eigentlich um eine Reihe von Volksbräuchen handelt, die am Vorabend von Halloween vor allem in Irland durchgeführt wurden. Besagte Bräuche sind eine Mischung aus Herbst- Löse- Heische- und Verkleidungsbräuchen. Irische Auswanderer exportierten den Brauch nach Amerika, wo er heute neben Weihnachten und Thanksgiving das bekannteste Fest darstellt. Seit einigen Jahren wird dieses Fest auch bei uns wieder gefeiert, wobei man getrost sagen kann, dass es sich um eine reine Kommerz- Veranstaltung handelt. Die viel zitierte These, es gäbe eine kontinuierliche Entwicklung keltischer Bräuche bis zu den Halloweenbräuchen gilt übrigens als wissenschaftlich unhaltbar, ebenso wie nicht sicher ist, dass Allerheiligen als Ersatztermin für das heidnische Samhainfest von den Christen aufgegriffen wurde. Dagegen spricht, dass der Novembertermin für Allerheiligen im 8 Jhdt. in Italien eingeführt wurde, wo Samhain unbekannt war. Allerdings begann die Missionierung Irlands bereits im 4 Jhdt. weshalb ein Zusammenhang nicht gänzlich auszuschließen ist.

Bei dem in diesem Zusammenhang viel zitierten Samhain -Fest, geht es unter anderem auch darum, dass die Elfenhügel offen stehen und die Menschen Zugang zu den Wesen der anderen Welt haben. Es liegt also der Gedanke nahe, dass man an diesem Tag auch den Toten begegnen könnte.

Aber egal ob man jetzt Christ oder Neuheide oder Atheist oder sonst etwas ist- Wer in einer solchen Novembernacht zwischen all den flackernden Lichter über einen Friedhof geht und dabei nichts verspürt, der ist ein Stein. Selbst wenn man alles religiöse, esoterische, metaphysische ablehnt, so sind die Toten die wir kannten dennoch eine psychische Realität. Ihr Sein hat uns Zeit ihres Lebens beeinflusst. Wer, der noch keinen geliebten Menschen verloren hat und sich dann und wann fragt, was er oder sie sich jetzt denken würde? Wie viele, dich nicht einmal ein Zwiegespräch mit einem Verstorbenen geführt haben? Die zu einem Bild oder Grab sprechen ?

Und wenn wir da so inmitten all der Lichter zwischen den Gräbern der Toten stehen- Was spricht dagegen die Grenzen zwischen der Welt im Kopf und der realen Welt ein wenig dünner werden zu lassen? Die Ketten, die uns von den Toten trennen, können wir sie übersteigen ohne selbst zu sterben?

Können die Verstorbenen nicht einen Schritt auf uns zu machen? Die Toten sind fort. Sie sind es für immer aber zugleich sind sie doch auch ewig in in uns. Also vergessen wir an diesen ein oder zwei Tagen im Jahr doch die Vernunft. Gehen wir nächtens an die Orte wo wir sie verabschiedet haben und unterhalten wir uns mit ihnen zwischen all den Lichtern. Was kann es uns schon kosten?

Mit Grüssen, an die Toten und jene, die es noch nicht sind.

2 observations on “Allerheiligen
  1. Anette

    Genau so isses!!! Nur, das ich denke wir haben mehr Zeit als nur zwei Tage. Aber Zeit ist ja bekanntlich ohnehin relativ…
    Auch oft seltsam auf welchem Wege die Toten mit uns in Verbindung treten. Gewissermaßen ist es mir nämlich gerade eben
    beim Anblick des ersten Bildes schon geschehen. Mein Freund würde jetzt sagen:Zufall-das liegt am Winkel der Mattscheibe,
    Einfall des Lichts,etc.pp…Gut möglich. Wer weiß das schon?Persönlich glaube ich auch nicht an Zufälle.
    Ich sah „James Ensors Selbstbildnis“und fühlte mich, als sei ich einem alten, etwas in Vergessenheit geratenen Freund
    begegnet. Sehr schön.
    Einen Druck dieses Selbstbildnisses hatte ich jahrelang in meiner alten Wohnung hängen.
    Ich hoffe der link lässt sich reinkopieren.
    http://www.tdbimg.com/files/2009/07/09/img-ab—h1—ensor_214045209674.jpg

    Mit Grüssen an Alle…Anette