Mit 50mm Festbrennweite am Fluss
10/07/2016
Dies ist weniger ein Tutorial, sondern mehr eine Einladung, deinen Fotospaziergang einfach mal mit einer Festbrennweite anstelle eines Zoom-Objektives zu unternehmen. Viele Hobbyfotografen scheuen vor Objektiven mit unveränderlicher Brennweite zurück, aus Angst, es könnte ihnen dadurch irgend ein fantastisches Motiv durch die Lappen gehen.
Vorweg – Das kann dir natürlich passieren. Als ich die vielen Libellen am Ufer sah, dachte ich auch kurz: „Verdammt, warum habe ich kein Makro mitgenommen.“
Und kurz darauf, als ein Graureiher, den ich schon so lange fotografieren will, ganz entspannt im Wasser stand, bereute ich auch kurz, nicht doch mit dem 150-500mm Telezoom losgezogen zu sein.
Gut, von den Libellen machte ich dann eben Gruppenfotos und vom Reiher – Nun ja, der war dann doch nicht so entspannt und flog auf, lange bevor ich ihn selbst mit dem Teleobjektiv hätte porträtieren können.
Der Vorteil wenn du nur mit einer Festbrennweite unterwegs ist, besteht neben der (meist) großen Anfangsblende und den daraus resultierenden Freistellungsmöglichkeiten darin, dass du dich bewegen musst. Bei Zoom-Objektiven neigt man gerne mal dazu, an Ort und Stelle stehen zu bleiben und sich sein Motiv quasi zurecht zu zoomen. Das ist natürlich auch in Ordnung und man kann auf diese weise genauso gute Fotos machen.
Mit einer Festbrennweite jedoch, bist du gezwungen dich zu bewegen um den gewünschten Bildausschnitt zu bekommen. Das wiederum, führt zwangsläufig dazu, dass du dich intensiver mit deinem Motiv beschäftigst und dabei, durch die Veränderung deines Standortes, mitunter andere, vielleicht bessere Möglichkeiten zur Bildgestaltung entdeckst.
Müssen es denn unbedingt 50mm Brennweite sein? Nein, aber 50mm (am Vollformatsensor) sind einerseits kurz genug, um mit ein paar Schritten zurück auch noch größere Motive auf den Sensor zu bekommen und mit ein paar Schritten vorwärts, auch noch kleinere Motive oder Details ablichten zu können.
Generell bieten dir aber alle Festbrennweiten den Luxus, dich bewegen zu müssen 😉
Davon abgesehen, sind 50mm Festbrennweiten mit immerhin f1,8 Anfangsblende von eigentlich allen Herstellern relativ günstig neu zu haben. Ältere Versionen erhält man gebraucht auch deutlich unter 100 Euro – Preisgünstiger kommt man im Bereich der Hobbyfotografie einfach nicht an lichtstarke Objektive mit meist guter Abbildungsleistung.
Gerade für Interessierte, die in dieses Hobby hineinschnuppern, aber nicht viel Geld ausgeben wollen, ist ein gebrauchtes 50mm in Kombination mit einem gebrauchten Kamerabody eine gute Alternative. Mit ein bisschen Glück sind sie da mit rund 300 Euro dabei und haben eine gute Ausrüstung mit der sie tatsächlich ein viel breiteres Spektrum an fotografischen Aufgaben abdecken können, als man gemeinhin glauben mag.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die verwitterten Überreste einer alten Holzbrücke hatten es mir angetan.
Es gelang mir dann zwar nicht, sie so einzufangen wie ich es eigentlich im Kopf hatte. Aber wäre ich mit einem Zoom unterwegs gewesen, wäre ich wohl zu faul gewesen ins Wasser zu steigen und hätte von einer nahen Sandbank aus fotografiert. Wäre ich aber nicht ins Wasser gestiegen, hätte ich nie und nimmer die junge Würfelnatter im Wasser entdeckt, geschweige denn wäre in einer Position gewesen um sie halbwegs brauchbar ablichten zu können.
Das ist ein weiterer Nebeneffekt beim fotografieren mit Festbrennweite. Beim Suchen eines geeigneten Standortes, „stolpert“ man über neue, interessante Motive.
Also trau dich! Schraub dir deine Festbrennweite auf die Kamera, lass alle anderen Objektive zuhause und gehe auf Motivsuche! 🙂
Mehr Tutorials findest du hier: https://www.herr-m.at/tutorials/