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Intuitives Bogenschießen – Erst schießen dann denken

Update 4.8.2017: Ich habe nun mein Einsteigerbuch veröffentlicht: https://amzn.to/2UWmy6D
Und hier gibts mein Fortgeschrittenen-Buch: https://amzn.to/2UPrA4C

Meine Seite für intuitives Bogenschießen-Coaching ist ebenfalls fertig. Außerdem gibt es einen youtube Kanal, auf dem ihr euch Video zum Bogenschießen anschauen könnt.

Neben der Fotografie ist seit etwa 10 Jahren das intuitive Bogenschießen mein Hobby. Zeit also, auch darüber mal etwas zu schreiben.
Beim intuitiven Bogenschießen wird mit einem Blankbogen*, also mit einem Bogen ohne angebauten Zielvorrichtungen, auf Ziele in unbekannter Entfernung geschossen. Diese Art des Bogensportes wird mitunter auch als „instinktives“ oder „traditionelles“ Bogenschießen bezeichnet. Zuweilen gibt es Diskussionen darüber, ab wann ein Bogen als „blank“ oder als „traditionell“ zu bezeichnen ist, also zum Beispiel welche Formen der Pfeilauflagen am Bogen zulässig sind, oder auch ob nur Bögen ohne Ausnehmung, sogenanntem Schussfenster zulässig sind….

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Bei Bewerben entscheidet über solche Fragen das jeweilige Reglement. Ich selber schieße (derzeit) einen verhältnismäßig kurzen Recurve-Bogen* mit 60″ Länge, einer Zugkraft von 40lbs  bei 28″ Auszug und im Schussfenster aufgeklebter Lederauflage, ohne weiteren Anbauten und auch ohne Nockpunkt*. Ob das jetzt wirklich „blank“ oder „traditionell“ ist, interessiert mich eigentlich nicht. Wichtig ist mir nur, dass ich damit intuitiv schieße.
Aber was genau meint „intuitiv schießen“ eigentlich?

Bogenbauer Hannes Grundner
Bogenbauer Hannes Grundner

Intuitiv meint, dass möglichst nicht (bewusst) gezielt wird. Man schießt dabei aus dem Bauch heraus, nach Gefühl. Im Idealfall läuft dieser Prozess völlig automatisch ab. Man steht an der Abschussposition, schaut auf sein Ziel, spannt den Bogen und lässt den Pfeil ganz nach Gefühl im richtigen Moment von der Sehne. Geübte intuitive Bogenschützen können damit durchaus ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie Visier-Schützen. – Insbesondere dann, wenn die Entfernung zum Ziel nicht bekannt, oder schwer einzuschätzen ist. Wie aber erlernt man das?

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Zuerst braucht man einen Bogen der einem von der Zugkraft und von der Haptik her zusagt. Am besten man probiert für den Anfang ein paar verschiedene aus. (Fachgeschäfte, Verleih bei Bogenparcours oder in Vereinen…). Die Grundtechnik lässt man sich am besten von einem erfahrenen Bogenschützen zeigen. Es kann auch hierbei nicht schaden, mehrere verschiedene Meinungen einzuholen. Jeder schießt ein wenig anders und man muss schließlich selbst herausfinden wie man am besten trifft.
Hat man es erst einmal geschafft den Bogen zu spannen und den Pfeil*halbwegs in Richtung Ziel zu befördern, kann man sich ans Zielen machen….

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…Ach ja- Zielen und intuitiv schießen, das geht jetzt nicht zusammen. Denkt man. Nun ja – Es mag Leute geben die behaupten, beim Bogenschießen in ihrem ganzen Leben noch nie gezielt zu haben. Die Mehrheit jedoch, wird am Anfang doch irgendwie zielen müssen, oder besser gesagt: „Sich ins Ziel orientieren müssen“.
Da man ja einen Bogen ohne Visier verwendet, bietet sich hierzu die Pfeilspitze an*. Man schaut einfach über die Pfeilspitze auf das Ziel und mit etwas Übung weiß man dann ungefähr, wie man den Bogen halten muss, damit der Pfeil hernach auch im Ziel landet. Ob man dabei beide Augen offen hat oder nur eines muss man selber entscheiden. Bei mir sind beide offen.
Wichtig ist allerdings, sich nicht zu sehr auf das Zielen über die Pfeilspitze zu versteifen, keine Wissenschaft daraus zu machen.

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Man merkt dann auch recht schnell, dass es nicht nur am zielen alleine liegt. Die Flugbahn des Pfeiles hängt auch davon ab, wie weit man den Bogen gespannt hat, in welchen Winkel der Pfeil auf der Sehne liegt, wie man den Pfeil loslässt, welche Bewegung der Bogenarm beim loslassen macht usw. …
Das klingt jetzt ziemlich kompliziert – Aber all diese Dinge beginnen einem mit der Zeit ganz von selbst aufzufallen. Auf diese Weise entwickelt jeder intuitive Bogenschütze seine eigene Art zu schießen.

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Das ist dann auch die Zeit in der man „Tiks“ entwickelt. Der eine gewöhnt sich eine bestimmte Handbewegung beim Loslassen an, der zweite eine bestimmte Atemtechnik, der dritte macht beim Spannen eine bestimmte Kopfbewegung.
Ich selber beispielsweise, spanne derzeit während dem einatmen und schieße dann bevor ich wieder ausatme. Andere machen es umgekehrt oder achten auch gar nicht auf ihre Atmung. Aber wir alle treffen, oder treffen eben nicht.
Denn letzthin -und das wird ein jeder intuitive Bogenschütze bestätigen- merken wir, dass es nicht mehr an unserer Technik liegt, sondern an unseren Gedanken. Wenn wir durch Gedanken an den Schuss, durch Alltagssorgen oder andere Gedanken abgelenkt sind, dann wirkt sich das auf unsere Technik aus. Wir schießen dann einfach nicht so gut wie wir eigentlich könnten, machen eine minimal falsche Handbewegung beim loslassen, spannen unbewusst ein wenig zu viel oder oder oder….
Ist der Kopf aber frei, schießt es sich wie von selbst.

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Das ist auch der Grund warum ich diesen Sport so mag. Man kommt dabei innerlich zur Ruhe. Weil man das Ziel treffen will und weil man weiß, dass man es nur dann trifft, wenn man es nicht treffen will… Um das jetzt mal so zu formulieren. Letzthin läuft es auf die Überschrift dieses Beitrages hinaus:

Erst schießen dann denken 😉

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