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Rehe fotografieren….

Bei mir in der Nähe gibt es ja reichlich Felder mit einigen schmalen Waldstreifen dazwischen. Rehe fühlen sich in der Gegend sehr wohl und da die Feldwege dort gerne von zahlreichen Spaziergängern, Joggern, Radfahrern etc… genutzt werden, sind die Tiere bis zu einem gewissen Grad an Menschen gewöhnt.
Von den Wegen aus sind die Rehe gut zu beobachten und hin und wieder setze ich mich mit dem Teleobjektiv in ein Gebüsch am Feldrand, schaue ihnen zu und hoffe, dass eines in geeigneter Foto-Entfernung auftaucht.
Scheu sind die Tiere trotz der vielen Spaziergänger natürlich trotzdem.

Wenn ein Reh einmal so in deine Richtung schaut -„sichert“, wie es heißt- wie auf dem Bild oben, kannst du dir sicher sein, dass es Verdacht geschöpft hat. Mit dem Sehsinn reagieren Rehe vor allem auf Bewegung. Sie haben aber einen ausgeprägten Geruchsinn und winden (riechen) Menschen aus bis zu 400 Meter Entfernung.
Es war windstill und die Ricke stand in geschätzt 150 Meter Entfernung. Ich selber war bis zum Hals vom Gras verborgen, hatte auch die Kamera mit Gras abgedeckt und hielt still. Ich hatte den Eindruck, dass sich das Tier nicht sicher war, was hier stört, weil es eine ganze Weile lang sicherte.
Letztendlich flüchtete es dann aber doch.

Wie man sieht ist die Ricke trächtig und es beginnt jetzt (Mai) gerade die Setzzeit. An dieser Stelle ein paar Hinweise, deren Einhaltung selbstverständlich sein sollte, aber leider oft nicht ist:

  • Hundehalter – leint eure Hunde an. Rehe sind schnell, aber nicht besonders ausdauernd. Gegen einen ausdauernd hetzenden Hund haben sie keine Chance und Kitze sind auch für weniger fitte Hunde sowieso eine leichte Beute.
  • Wenn ihr über ein Rehkitz „stolpert“, welches irgendwo alleine im Feld liegt, dann fasst es nicht an und entfernt euch. Rehkitze werden nach dem Säugen von den Ricken alleine gelassen. Dies dient dem Schutz der Kitze, da diese kaum Eigengeruch haben und Fressfeinde so nicht durch die Mutter zu ihnen gelockt werden.
    Da der „Menschengeruch“ mit der Zeit wieder vergeht, werden Kitze zwar meist wieder von ihrer Mutter angenommen, aber die Zeit bis dahin kann unter Umständen zu lang sein. Also nicht anfassen.
  • Fotografen – Hockt euch hin, tarnt euch so gut ihr könnt und wartet. Es macht keinen Sinn, alle 10 Minuten den Standort zu wechseln oder zu versuchen, die Tiere zu verfolgen. Sie bemerken euch IMMER und ihr stresst sie damit unnötig.

Kurz nachdem die Ricke davon gesprungen war, sprang überraschend und keine zwanzig Meter seitlich von mir, ein Rehbock aus der Dickung und ein Stück ins Feld, wo er verharrte. Wahrscheinlich wurde er von einem Spaziergänger oder Radfahrer  aufgeschreckt.

Ich schoss zwei Bilder, woraufhin der Bock in meine Richtung sicherte.  Ich vermute, dass er mich weder gesehen noch gerochen, sondern auf das Klicken der Kamera reagiert hatte. Die Rehe sind aufgrund der nahen Autobahn und wegen der landwirtschaftlichen Fahrzeuge dort an einen gewissen Lärm gewöhnt, aber „knackende“ Geräusche die auch von brechenden Zweigen kommen könnten, beunruhigen sie.
Ich rührte mich als wieder nicht und das Tier ließ sich nach etwa einer Minute im Gras nieder.
Nur mehr seine Ohren und sein „Krickl“ waren zu sehen.

Die Entfernungsskala auf meinem Teleobjektiv reicht bis 50 Meter, weshalb ich Entfernungen bis dorthin mittels Scharfstellen recht genau bestimmten kann. Bei 50 Meter lag der Schärfepunkt ein kleines Stück vor dem Tier. Ich schätze also, der Bock war ungefähr 53 Meter entfernt.
In der Hoffnung, er würde bald wieder aufstehen und vielleicht sogar noch ein wenig näher kommen, warte ich also…und warte…beobachte die Käfer und Spinnen die auf mir herumkrabbeln, mache ein Handyfoto von meiner Kamera und poste es auf facebook…warte…
…und ich hätte auch gerne noch länger gewartet, wenn sich nicht ein Gewitter zusammengebraut hätte.
Da ich keinen Regenschutz für die Kamera dabei habe, verlasse ich schließlich schweren Herzens mein Versteck.
Das bekommt der Bock dann natürlich schon mit und springt auch gleich davon.

Ich schieße noch ein Sprungbild hinterher, dass ich in der Nachbearbeitung dann schon etwas  croppen muss, weil so ein Reh ja mit einigen Sätzen ganz schöne Entfernungen zurücklegt.

Mit dem formatfüllenden Bock-Porträt ist es also wieder nichts geworden. Trotzdem finde ich es immer sehr spannend die Tiere zu beobachten und es gibt kaum etwas besseres zur Entspannung!

Mit wildlife- Grüßen, Manfred Herrmann