Volksdroge Alkohol…
20/06/2015
…oder: Warum man in Österreich zum Alkoholiker werden muss.
Ich gehöre zu den eigenartigen Leuten die nicht viel trinken. Ab und an ein Bier, so gut wie nie Schnaps und Wein schmeckt mir nicht. Menschen die es mit dem Alkohol ebenso halten wie ich, werden das Problem kennen: Es ist mühsam, in geselliger Runde angebotenen Alkohol ständig ablehnen zu müssen. Das geht von „Na geh, einen kannst ja wenigsten mittrinken!“, bis hin zu Leuten die regelrecht beleidigt tun wenn man sich weigert, mit ihnen das Glas zu heben.
Man hat in unserer Gesellschaft immer irgendwie das Gefühl, sich für seine Weigerung diese Droge zu nehmen, rechtfertigen zu müssen. Was seltsam ist, denn man gelangt kaum je in Erklärungsnot, warum man keinen Joint raucht, kein Kokain schnupft oder verschiedene Pillen nicht schluckt.
Auf die Frage, warum man denn nichts trinke, scheint es oft nur zwei Antworten zu geben die gemeinhin akzeptiert werden. Entweder man ist trockener Alkoholiker, oder man gehört einer Religon an, die Alkohol verbietet. Aber sogar diese zwei Begründungen, werden von einigen Säufern nicht akzeptiert und sie setzen alles daran, die betreffenden Personen trotzdem zum Alkoholkonsum zu überreden.
Die umgekehrte Frage – also warum man eigentlich trinkt – wird so gut wie nie gestellt.
Es ist absurd. Alkohol wird allgemein als Genussmittel wahrgenommen, obwohl es sich dabei um eine Droge handelt, die verhältnismäßig schnell süchtig macht und die auch schon beim regelmäßigen Konsum geringer Mengen sehr schädliche Auswirkungen auf den Körper hat. Von den verheerenden Auswirkungen eines Vollrausches mal ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass die letale Dosis von Alkohol relativ niedrig liegt, wodurch man sich mit hochprozentigem Alkohol durchaus zu Tode saufen kann. Dazu kommen noch Tote und Verletzte durch Unfälle unter Alkoholeinfluss und eine beachtliche Anzahl an Menschen, die mit Alkoholvergiftungen in Spitäler eingeliefert werden.
Trotz all dieser Fakten, darf Alkohol weiterhin breit beworben werden. Politiker lassen sich nach wie vor gerne mit einem Glas Wein in der Hand ablichten. Kinder und Jugendliche kommen zu leicht an Alkohol und die Bildung von Problembewusstsein in Bezug auf diese Droge, findet schlicht nicht statt.
Man möge mich nicht falsch verstehen – Meiner Meinung nach ist es wenig sinnvoll, die Gefährlichkeit von Drogen gegeneinander aufzurechnen, aber die Situation diesbezüglich ist in Österreich absurd. Da bekommen etwa Drogenbauern die Wein herstellen Auszeichnungen, Winzerpreise und wohlwollende, doppelseitige Berichterstattungen in Tageszeitungen, während der kleine Hanfzüchter von nebenan, der ein paar Pflänzchen für sich und seine Freunde anbaut, mit zum Teil absurd hohen Gefängnisstrafen rechnen muss. – Und dass, obwohl es erwiesenermaßen unmöglich ist, durch die herkömmlichen Konsumformen von Cannabis, an einer Überdosis zu sterben und die Wirkungen auch ansonsten zumindest nicht schädlicher als die von Alkohol sind.
Absurd und scheinheilig, nicht wahr?
Jetzt kann es aber nicht darum gehen, die einen Drogen zu verbieten und zu verteufeln und die anderen zu erlauben und ihre Gefährlichkeit herunter zu spielen.
Das Verbote und Strafen in diesem Bereich kaum etwas bringen, ist allgemein bekannt. Was wir brauchen, ist ein offener, sachlicher Umgang mit dem Thema. Information und Aufklärung – Eben nicht nur in Bezug auf die illegalen Drogen, sondern gerade auch und viel mehr noch in Bezug auf die Volksdroge Nummer eins: Alkohol.
Mit nüchternen Grüßen, Manfred Herrmann