Perchtenläufe richtig fotografieren
Die besten Tutorials zum Thema Fotografie findest du auf: https://www.hausfotograf.at
Perchtenläufe/Krampusrummel erfreuen sich in weiten Teilen Österreichs zunehmender Beliebtheit. Für Fotografen bietet das wilde Treiben ja eine Flut von phantastischen Motiven. Wie aber nun aus diesen Motiven auch gelungene Bilder machen?
Hierfür gebe ich im folgenden ein paar Tips, die sich natürlich nicht nur auf Perchtenläufe, sondern auf alle Situationen mit ähnlichen Licht- und Aufnahmebedingungen anwenden lassen.
1- Die Situation:
Finster ist´s! Perchtenläufe finden in der Regel bei Dunkelheit und draußen statt. Als mögliche Lichtquellen hat man also die Straßenbeleuchtung, das Licht aus Auslagen und Fenstern, von den Perchten selbst eingesetzte bengalische Feuer und ähnliches, bei manchen Veranstaltungen auch Scheinwerfer die eine Bühne oder den Startplatz beleuchten. Letztendlich kommt natürlich auch das Blitzlicht der Kamera als Lichtquelle in Frage, dazu unten mehr.
Je nach Andrang, hat man unter Umständen nicht nur wenig Licht, sonder auch wenig Platz zur Verfügung.
2 – Der richtige Standort:
Rechtzeitig dort sein und die Lage checken! Wenn es sich um einen Lauf mit Absperrgittern handelt, dann sichere dir entweder einen Platz direkt am Gitter, oder frage die zuständigen Personen freundlich, ob du vielleicht auf die Laufstrecke darfst um dort Fotos zu machen.
Sieh dich auf alle Fälle genau um und mach dir ein Bild von der Lichtsituation. Vielleicht gibt es irgendwo eine besonders gut beleuchtete Stelle.
Wenn es ein Lauf ohne Absperrgitter ist, oder du dich auf der Laufstrecke aufhalten kannst, kannst du natürlich auch mit den Perchten mitgehen. Lass sie an dir vorbeiziehen und überhole sie dann wieder.
3 – Die Ausrüstung:
Wie gesagt – Licht ist knapp. Es empfehlen sich also lichtstarke Objektive. Im Zweifelsfall nimm lieber die 1,8 er Festbrennweite, als das 2,8er Zoom. Von der Brennweite her, geht so ziemlich alles, was du ohne zu verwackeln halten kannst, insbesondere dann, wenn es keine Absperrungen gibt und du öfter den Standort wechseln kannst. Ich selber fühle mich diesbezüglich mit 85mm F 1,8 am Vollformatsensor wohl, aber das ist natürlich auch Geschmackssache.
Ein zweites oder drittes Objektiv mit alternativer Brennweite kannst du natürlich mitnehmen. Allerdings ist oft wenig Zeit für einen Objektivwechsel.
Stativ – Nun ja. Wenn du irgendwas mit Langzeitbelichtungen ausprobieren willst und einen geeigneten Platz findest wo du das Teil aufbauen kannst, dann natürlich. Ansonsten ist es meiner Meinung nach aber eher sinnlos, bei so einem Treiben ein Bild in Ruhe vom Stativ aus komponieren zu wollen, zumal die Belichtungszeiten ohnehin kurz genug sein müssen, um die Bewegungen der Gestalten zu kompensieren.
4 – Blitz und Blitzen oder nicht Blitzen
Frontales Blitzlicht direkt auf das Motiv ist beim Fotografieren generell selten eine gute Idee. Die Bilder wirken dann meist flach, „totgeblitzt“. Bei den Perchtenmasken kommen dann, bedingt durch den Lack, oft noch unschöne Reflexionen dazu.
Wenn sich der Blitz nicht vermeiden lässt, dann versuche es mit einen Diffusor und/oder indirektem Blitzen. Kontrolliere deine Bilder am Display und regle die Blitzleistung gegebenenfalls runter.
Ob du blitzen oder nicht blitzen musst, hängt in der Regel davon ab, bis zu welchem ISO-Wert du das Rauschen deines Kamerasensors ertragen kannst und wie lichtstark dein Objektiv ist. In manchen Situationen, etwa bei starkem Gegenlicht durch Scheinwerfer oder ähnliches, kann Aufhellblitzen ebenfalls von Vorteil sein.
Ich persönlich bin Available Light Fan, aber wenn du zu den Leuten gehörst, die wirklich gut mit Blitzlicht umgehen können, dann nur zu.
5 – Kameraeinstellung (ohne Blitz*)
Wie gesagt – Wenig Licht. Blende also erst mal ganz aufmachen.
Die Belichtungszeiten müssen kurz genug sein, um die Bewegungen der Perchten „einzufrieren“, außer du möchtest gezielt Bewegungsunschärfen erzeugen. Um so eine Percht „still“ zu kriegen, kann, wenn sie sich langsam bewegen, schon ungefähr eine 1/100s ausreichen. Manchmal auch noch länger. Wenn sie sich jedoch schnell und ruckartig bewegen, kann aber auch eine 1/400s noch zu lange sein.
Mach noch bevor die Perchten kommen ein oder zwei Testfotos von Gegenständen oder Menschen. Probier ein bisschen rum, um ein Gefühl für die Lichtsituation zu bekommen.
Was den ISO-Wert betrifft musst du wissen, bis zu welchem Wert du bei deiner Kamera gehen kannst/willst, um eine noch akzeptable Bildqualität zu erreichen. Stell diesen Wert in deinem Kameramenü als Obergrenze für die ISO-Automatik ein. Wenn du nicht wirklich flink beim Einstellen deiner Kamera bist, dann verwende die ISO-Automatik auch.
Zum Fokus-Modus: Der Autofokus kann funktionieren, muss aber nicht. Bei Masken die stark spiegeln oder wenig Kontraste aufweisen, findet er zuweilen keinen Punkt auf den er scharf stellen kann. Sei also immer bereit, auf den manuellen Fokus umzuschalten. Bei kontrastreicheren Masken leistet aber zumindest der Autofokus meiner Kamera gute Arbeit. Ich bekomme in der Regel gute Ergebnisse mit dem kontinuierlichen Autofokus.
Von den Feldern her, empfehle ich die manuelle Messfeld -Vorwahl um die Kamera auf den gewünschten Bereich fokussieren zu lassen. Messfeld in der Mitte und nach dem Scharfstellen verschwenken kann gehen, aber dabei laufen einem die Perchten oft aus dem ohnehin schon knappen Schärfebereich.
Bei der Belichtungsmessung rate ich generell einmal zur Einstellung Matrix- oder Mitten-Betont, je nachdem, womit man bei der jeweiligen Kamera die besten Erfahrungen hat. Bei sehr speziellen Lichtsituation kann die Spot-Messung hilfreich sein, um die Belichtung für den gewünschten Helligkeitsbereich rasch anmessen zu können. Das erfordert aber eine gewisses Maß an Übung und Erfahrung.
Bei der Belichtungskorrektur macht es mitunter Sinn, die Kamera ein wenig unterbelichten zu lassen, denn in der Nachbearbeitung lässt sich aus den Tiefen mehr herausholen als aus den Lichtern. Ich bin da meist irgendwo bei -0,7 und korrigiere dann fallweise -etwa wenn ich Feuerschlucker kommen sehe – noch einmal deutlich nach unten.
Bezüglich Aufnahmemodus kommen meiner Meinung nach am ehesten die Zeitvorwahl (S) oder der manuelle Modus (M) gemeinsam mit der ISO-Automatik in Frage.
S: Stell die Belichtungszeit ein, die du brauchst um die Perchten noch scharf zu bekommen. So als groben Richtwert fange einmal mit 1/200s an und schau was nach unten oder oben noch möglich ist.
M+ISO-Automatik: Stelle eine geeignete Zeit-Blende Kombination ein. Grober Richtwert: 1/200s F1,8. Begrenze die ISO-Automatik auf den höchsten zumutbaren Wert. Der Vorteil dabei ist jetzt, dass du schnell jede gewünschte/geeignete Zeit-Blende Kombination einstellen kannst ohne dich auch noch mit der ISO-Anpassung aufhalten zu müssen.
In beiden Aufnahmemodi musst du aber natürlich trotzdem immer die Belichtungsanzeige im Blick behalten um sicher zu gehen, dass deine Zeit/Blende Kombination, deinen ISO-Spielraum nicht über- oder unterschreitet.
Dateiformat – Gerade bei so prekären Lichtverhältnissen, bietet sich natürlich das jeweilige RAW-Format deiner Kamera an. So hast du in der Nachbearbeitung wesentlich mehr Spielraum bei der Optimierung deiner Bilder.
Serienaufnahmen oder Einzelbilder? – Das bleibt dir überlassen. Ich verwende die Einzelbild-Funktion, drücke dabei aber häufig auch mal den Auslöser öfter hintereinander. Serienbildfunktion ginge natürlich genau so.
Stell dich darauf ein, dass zumindest bei deinen ersten Perchtenläufen der Ausschuss sehr hoch sein wird. Halt also ruhig ordentlich drauf.
*Wenn du blitzt, passe deine Kameraeinstellungen gegebenenfalls entsprechend an, um Überbelichtungen zu vermeiden. Falls deine Kamera es zulässt, speichere dir eine eigene Einstellung für das Fotografieren mit Blitzlicht ab, auf die du dann rasch wechseln kannst.
6 – Tips für Benutzer von Kompaktkameras
Falls du nur eine Kompaktkamera zur Verfügung hast, kannst du natürlich nicht auf Wechselobjektive zurückgreifen. Je nach Kameramodell, sind auch die oben genannten Einstellmöglichkeiten nicht oder eingeschränkt vorhanden. Eine Begrenzung der ISO auf einen Höchstwert und ein Verändern des Fokus-Modus ist aber bei den meisten Modellen möglich, ebenso wie fast alle Modelle eine +/- Belichtungskorrektur – Taste aufweisen. Die Blitzleistung lässt sich meist ebenfalls regeln. Die Bedienungsanleitung deiner Kamera hilft dir dabei gerne weiter 😉 .
Aufgrund der meist nicht sehr lichtstarken Objektive von Kompaktkameras und den häufig schlechten Bildergebnissen bei hohen ISO- Werten, wirst du ums Blitzen oft nicht herum kommen. Wirf mal Google an und google nach „Diffusor für Kompaktkamera selber basteln“ oder so ähnlich. So ein Diffusor kann deine Ergebnisse wesentlich verbessern.
7 – Bildgestaltung
Erlaubt ist prinzipiell, was dir Spaß macht. Tob dich aus. Fotografiere die Percht in ihrer ganzen Pracht, oder mache Porträts und Detailaufnahmen von ihr. Geh ab und an mal in die Hocke und fotografiere von unten, im die Gestalten noch riesiger wirken zu lassen. Achte auch auf die Interaktion zwischen den Schauergestalten und dem Publikum. Da ergeben sich immer wieder schöne Motive, die gut die Stimmung wiederspiegeln.
8 – Vorsicht und Umsicht
Der vorletzte, aber nicht unwichtigste Punkt. Das Sichtfeld der Läufer ist durch die Masken oft sehr eingeschränkt. Es liegt in deiner Verantwortung, den wilden Gesellen nicht im Weg zu stehen. Ordnungskräfte und die Maskenträger selbst tun ihr bestes. Wenn dich trotzdem eine Percht anrempelt oder dir mit dem Gehörn die Kameralinse zerschrammt, dann ist das einzig und allein deine Schuld. Sei also umsichtig und nimm immer wieder einmal das Auge vom Sucher um die Lage zu checken.
9 – Der Umgang mit den Fotos (Brauchtums – Förderung)
Wenn du deine Bilder ins Internet stellst und sie halbwegs herzeigbar sind, ist es gut möglich, dass dich Perchtengruppen anschreiben und fragen, ob sie dieses oder jenes Bild für ihre Webseite haben können. Es ist natürlich deine Entscheidung, ob du sie hergibst und ob du dafür Geld verlangst. Ich weiß – Fotografie ist ein nicht ganz billiges Hobby. Aber die Vereine haben selbst ebenfalls hohe Kosten für Masken, Gewänder, Transport, etc. und müssen in der Regel froh sein, wenn sie diese Kosten durch ihre Auftritte abdecken können.
Von daher überlasse ich ihnen meine Bilder mit der üblichen Auflage, dass sie mich als Urheber angeben und auf meine Webseite verlinken.
Bei Anfragen von Veranstaltern, die durch den Besucherzustrom wahrscheinlich doch auch Geld verdienen, schaut das anders aus.
Aber wie gesagt – Es ist deine Entscheidung wie du das handhabst und von wem du Geld verlangst oder nicht.
(Anmerkung Jänner 2018: Nachdem meine Bilder immer gerne genommen, dann aber häufig auf den Urheberrechtshinweis „vergessen“ wurde, oder die Bilder auf sonstige Weise entgegen anders lautender Abmachungen verwendet wurden, habe ich seit 2017 die Gratis-Abgabe von Bildern eingestellt. So viel zum Thema Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung der Arbeit des anderen.)
So weit so gut. Wenn es nicht von Anfang an klappt, dann manch dir nichts daraus. Schau dir zuhause in Ruhe die Exif-Daten deiner Bilder an und überlege was nicht geklappt hat. War das richtige Scharfstellen ein Problem? Waren die Belichtungszeiten zu lange? Der Blitz zu hell? Behalte das im Kopf und versuche es beim nächsten mal mit anderen Einstellungen.
Und jetzt viel Spaß beim nächsten Perchtenlauf!
Mehr Bilder und Artikel zum Thema Perchten findest du hier:
Gönn dir mal was neues:
F (1)
G (3)
P (16)
- Perchtenlauf Bad Vöslau 2016
- Perchtenlauf Baden 2015
- Perchtenlauf Baden 2016
- Perchtenlauf Berndorf 2014
- Perchtenlauf Berndorf 2015
- Perchtenlauf Leobersdorf 2012
- Perchtenlauf Neuhaus 2017
- Perchtenlauf Pernitz 2016
- Perchtenlauf Pernitz 2017
- Perchtenlauf Sooß 2013
- Perchtenlauf Sooß 2014
- Perchtenlauf St.Veit a.d. Triesting 2017
- Perchtenlauf Teesdorf 2017
- Perchtenlauf Wr. Neustadt, Arena Nova
- Perchtenläufe – Schöne Entstellung
- Perchtenläufe und Krampusrummel
R (1)
Weitere Tutorials hier: https://www.herr-m.at/kurs/tutorials/