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Der Flusskrebs aus fotografischer Sicht

Flusskrebse sind nicht nur für Biologen, Naturschützer und Gourmets interessante Lebewesen, sondern stellen auch für Hobbyfotografen wie mich ein reizvolles und zugleich nicht ganz leicht abzulichtendes Motiv dar. Die Tiere sind hauptsächlich in der Dämmerung und in der Nacht aktiv, werden glücklicherweise aber öfter mal auch tagsüber tätig.

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Bilder zum Vergrößern einfach anklicken!

Die erste Schwierigkeit besteht natürlich darin, den gut getarnten, ungefähr 12 cm langen Wasserbewohner in seinem natürlichen Lebensraum zu entdecken. Hier einmal eine Übersichtsaufnahme um zu zeigen wie sehr die Tiere ihrer Umgebung ähneln.

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Hat man nach längerem geduldigen Ausschau halten ein Exemplar entdeckt, kommt man zum nächsten Problem: Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche, die einem durchaus einen Strich durch die fotografische Rechnung machen können:

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 Man muss also nicht nur die Tiere selbst finden, sondern auch einen Aufnahmestandort der solche Reflexionen möglichst vermeidet – Und das bitte möglichst ohne dabei ins Wasser zu fallen oder das Model zu verscheuchen.

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Schon etwas besser, aber immer noch verspiegelt. Also mal senkrecht nach unten. Generell empfiehlt sich auch manuelles Scharfstellen, weil der Autofokus mit den spiegelnden Flächen manchmal überfordert ist und daneben liegt.

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Wenn mich nicht alles täuscht handelt es sich hier um Signalkrebse, eine aus Nordamerika stammende Art die ab 1960 bei uns angesiedelt wurde um die Krebsfischerei anzukurbeln, da die einheimischen Arten durch die Krebspest massiv dezimiert waren. Die selbst gegen die Krebspest immunen Tiere brachten einen neuen, hoch-virulenten Stamm des Erregers nach Europa und üben durch ihr aggressiveres Verhalten und mehr Nachkommen noch zusätzlichen Druck auf die Restbestände der heimischen Arten aus. Der Schuss ist also nach hinten losgegangen.
Wer sich für die Bestimmung der bei uns vorkommenden Krebsarten interessiert sollte sich diese Seite anschauen.

radtour sooß schwarzensee (68)Krebse sind Allesfresser, wobei sich Jungtiere meist räuberischer ernähren als ältere Artgenossen. Bei Gefahr schwimmen Flusskrebse mithilfe ihrer einklappbaren Schwanzflosse erstaunlich schnell rückwärts davon. Sie verstecken sich dann unter Steinen, in Höhlen am Ufer oder auch unter Ansammlungen von Laub.

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Die Distanz ab der die Tiere flüchten ist zum Glück relativ gering. Bewegt man sich entsprechend langsam sollten halbwegs bild-füllende Aufnahmen mit 200 mm Brennweite an Vollformat möglich sein. Ich hatte mich allerdings zu schnell bewegt und musste mein Model, welches unter dem Laub in eine Sackgasse geflüchtet war, erst wieder freilegen.

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Hier mal etwas näher:

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Und noch eins mit Hinterteil:

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Ich habe mir dann erlaubt, das Tier mithilfe zweier Stöckchen vorsichtig aus dem Wasser zu bugsieren um kurz die Unterseite fotografieren zu können:

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Ziemlich viele Beine.Zehn, um genau zu sein, wobei die vorderen zu Scheren umgebildet sind. Das zweite und das dritte Beinpaar besitzen ebenfalls kleinere Scheren, mit denen die Beute zerteilt und und zum Mund geführt wird. An den Laufbeinen hängen übrigens auch die Kiemen, mit denen der Krebs atmet. Nachdem ich das Tier zurück ins Wasser gelassen hatte, nahm es eine Drohhaltung ein und behielt diese bei, bis ich mich mit meiner Kamera einen Schritt weit zurück gezogen hatte:

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Auf der Suche nach Flusskrebsen muss man genau schauen. Manchmal gucken sie nur ein Stück weit aus ihrem Versteck heraus:

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Wie man auf dem Bild unten sieht, haben manchen Krebse nur eine Schere.

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So weit ich weiß kann es vorkommen das sie diese bei der Häutung oder aber auch beim Kampf mit Artgenossen verlieren. Bei der nächsten Häutung wächst sie dann normalerweise nach. Ich entdeckte im Laufe des Nachmittages drei solcher Scheren, wobei eine nahe genug am Ufer war um sie bequem herausfischen zu können.

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Hier noch einmal die rötlich gefärbte Unterseite:

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Bei der Paarung halten die Männchen die Weibchen mit den Scheren fest und versuchen sie in Seiten- oder Rückenlage zu drehen um mit ihren Befruchtungsbeinchen Samenpakete an den Weibchen anzuheften. Ob ich hier einen Paarungsversuch oder einen Kampf fotografiert habe weiß ich nicht, zumal die beiden dann leider aus meinem Sichtfeld getrieben sind.

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Wie dem auch sei – Flusskrebse sind sehr faszinierende Tiere die sich in Millionen von Jahren kaum verändert und somit etwas urzeitliches an sich haben.

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Sie erscheinen mir irgendwie als der lebendig gewordene Fluss selbst. Jedenfalls lohnt es sich, beim nächsten Spaziergang einmal genau hinzusehen:

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Mit flussfrischen Grüssen, Manfred Herrmann

One observation on “Der Flusskrebs aus fotografischer Sicht
  1. Karin Herrmann

    Meine Bewunderung – ich habe eigentlich noch nirgends welche entdecken können aber ich seh halt schon ein wenig schlechter. Man hat mir aber gesagt wo welche zhu finden sind. Jedenfalls ein Beweis für gute Wasserqualität