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Perchtenläufe – Schöne Entstellung

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Nachdem ich voriges Jahr bereits hier allgemein über die Geschichte von Perchtenläufen und Krampusrummel geschrieben habe, möchte ich mir an dieser Stelle ein paar Gedanken über die Masken an sich machen, die ich dieses Jahr beim Perchtenlauf in Traiskirchen fotografiert habe.

Die Masken leben ja prinzipiell alle von der Entstellung und Übertreibung meist menschlicher Gesichtsformen. Starre Augen, zu große und oft verbogene Zähne, riesige Ohren die in ihrer Form an die Ohren von Tieren erinnern, schiefe Nasen, Falten, Narben, heraushängende Zungen und so weiter. Außerdem kommen auch tierische Attribute wie Hörner, Felle und Krallen dazu.

 Sehr interessant finde ich, dass viele neuere Masken von den Gesichtszügen her, den Orks aus den Herr der Ringe Filmen ähneln. Manchmal sieht man auch clowneske Masken oder andere Anleihen aus diversen Horrorfilmen. Das Prinzip der Entstellung und Übertreibung bleibt dabei jedoch immer gleich.

Selten sieht man neben den Hexenfiguren auch andere Perchten -oder Krampusmasken mit weiblichen Gesichtszügen.

Ich bin gespannt, ob wir in Zukunft, da es ja immer mehr nicht – traditionelle Masken geben wird, auch mehr weibliche Masken zu sehen bekommen werden.

Im Gegensatz dazu, ist die sogenannte „Habergeiß“ eine sehr klassische Figur. Hierbei handelt es sich um einen Dämon in Form einer Ziege, die durch verschiedene Dinge, wie zum Beispiel einen Pferdefuß, ein Federkleid anstatt des Fells, oder andere dämonische Attribute entstellt ist. Die oft weit über zwei Meter große Figur, findet ihre Entsprechung im skandinavischen Julbock. Dieser brachte, bevor er durch den Weihnachtsmann ersetzt wurde, die Weihnachtsgeschenke. Er steht für die wiederkehrende Fruchtbarkeit der Erde und galt oder gilt auch noch, als Verkörperung des nordischen Donnergottes Thor. (Dessen Wagen von zwei Böcken gezogen wird.)

Neben der Entstellung und Übertreibung, lassen die Gesichtszüge bei einigen Masken oft auch auf Emotionen schließen, die den meisten Menschen unangenehm sind und aus denen viel Unheil entstehen kann. Zorn, so wie bei der Maske oben, Gier, Hass oder einfach auch nur Verrücktheit, spiegelt sich in vielen der hölzernen Gesichter wieder.

Andererseits gibt es auch wieder Masken, die fast schon androgyn wirken und deren Mimik Spielraum für Assoziationen lässt. Aber auch Behinderungen, wie zum Beispiel Blindheit, finden sich.

Letzthin sieht der Mensch beim Betrachten dieser Masken immer in einen Spiegel, der ihn mit seinen eigenen Ängsten, Emotionen, Gefühlen, aber auch Wünschen, Begierden und Bedürfnissen konfrontiert. Er betrachtet in dieser Maskerade gewissermaßen ein Zerrbild seiner selbst.

Zum Abschluss am Rande sei noch angemerkt, dass sich das Benehmen, sowohl der Perchtengruppen als auch der Zuseher, gebessert zu haben scheint. Als ich noch ein Kind war, mussten die Perchten und Krampusse damit rechnen, von Feuerwerkskörpern  in Brand gesteckt oder verletzt zu werden, während Kinder und Jugendliche, oft auch Erwachsene, Gefahr liefen, wirklich verprügelt zu werden. Zumindest bei den organisierten Läufen konnte ich solche Übergriffe in unseren Breiten schon lange nicht erleben.

So steht also zu hoffen, dass dieser tolle Brauch weiterhin gepflegt wird und weiter wächst. Denn in den Masken steckt ja auch jede Menge Handwerkskunst, während die Läufe für die einzelnen Brauchtumsgruppen sowie die Organisatoren, mit jeder Menge, meist unbezahlten Arbeitsstunden verbunden sind.

mit perchtigen Grüssen, Manfred Herrmann

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